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Nachruf zum Heimgang von Richard Reitzle

 

 

Wir trauern um Richard Reitzle.

Richard Reitzle hat die  Liedertafel Taufkirchen als Bassbariton und langjähriger Vorsitzender geprägt. Nun ist er im Alter von 85 Jahren verstorben.

Ein Nachruf von Birgit Lang, Münchner Merkur, vom 30.06.2020

Taufkirchen – Immer gut drauf, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht oder einem fröhlichen Lied auf den Lippen, so kennen die Taufkirchener Richard Reitzle. Im Alter von 85 Jahren musste er sich nun von seinem geliebten Fleckerl Erde, Sangesfreunden und Angehörigen nach einer sehr schweren Krankheit für immer verabschieden. Der langjährige Verwalter des Taufkirchener Bezirksgutes und Vorsitzende der Liedertafel kam in Schloss Turnstein im Kreis Pfarrkirchen mit einer Zwillingsschwester auf die Welt. Der Vater war Chauffeur von Graf Geldern und musste schon auch mal mit dem Traktor fahren. Der kleine Richard saß dann neben ihm. Auch ihm Kuhstall war er oft zu finden, da wuchs schon die Liebe zur Landwirtschaft.

Nach der Schule erlernte er im Schwäbischen seinen Traumberuf als Bauer und besuchte anschließend die landwirtschaftliche Winterschule sowie die Ackerbauschule in Landsberg. In Mallersdorf trat er seine erste Stelle auf einem kleinen Hof als Verwalter an, bevor er Unterverwalter im Spitalgut Landsberg wurde. Bei einem Intermezzo als Futtermittelvertreter für die Firma Balk in Vilsbiburg lernte er seine spätere Frau Maria kennen. Im Februar 1962 heirateten sie. Die drei Söhne Robert, Richard und Stefan waren Zeichen ihrer großen Liebe, drei Enkel beider ganzer Stolz. Da sich Reitzle als Vertreter nicht wohl fühlte, wurde er wieder Landwirt und betreute für Großbauer Hofreiter aus Sulzemoos einige Pachthöfe.

1975 fand er dann im Bezirksgut Taufkirchen seine Heimat und konnte seinen größten Leidenschaften frönen: Landwirtschaft, Singen und Radfahren. Sogar, als er schon lange in Rente war, kümmerte sich Reitzle noch um „sein“ Schlossgut. Er identifizierte sich damit vollkommen. Auch beim Biogas-Landwirt in Bogensdorf half er noch weit über sein 80. Lebensjahr hinaus gerne mit. Mit dem Singen begann er schon als Lehrbub. Mit seinem Bassbariton verstärkte er in seinem bewegten Leben so manchen Gesangsverein. Vor allem der Taufkirchener Liedertafel, wo er über 34 Jahre lang Vorsitzender war, drückte er seinen Stempel auf. Bei den Konzerten war er nicht nur charmanter, humorvoller Conférencier, sondern zeigte auch als Solist, am liebsten bei Wiener Fiakerliedern, sein Können. Neben seiner Stimme waren auch seine lebhafte Mimik und Darstellungsfreude für die Zuschauer ein Genuss. Mit den Proben nahm er es genau. Sein musikalisches Talent zeigte sich im schnellen Einprägen von Melodien und dem stets richtigen Ton. Seine Chorkollegen schätzten ihn auch wegen seiner humorvollen und zupackenden Art bei Konzerten und Vereinsfesten. „Eigentlich hätte er ja Pfarrer werden sollen. Aber da ist ihm die Marile dazwischengekommen. Für die Liedertafel war er eine ganze wichtige Person“, erzählt Lydia Bitzer. Bei jedem Konzert und Sommerfest habe er unermüdlich beim Auf- und Abbau mitgeholfen. „Er schleppte noch schwere Bühnentechnik, auch als er schon krank war“, so seine langjährigere frühere Stellvertreterin und Nachbarin. „Bei Ausflügen ist er immer der Lustigste gewesen, der die ganze Mannschaft unterhalten hat, gerne mit seinen alten Geschichten von früher. Wenn er gut drauf war, dann hat er gerne in lustiger Runde seinen ,Fiaker‘ und die ,Reblaus‘ gesungen.“ Auch beim Advent im Schloss, der von der Liedertafel, der Gemeinde und der BSG ausgerichtet wird, war er nicht wegzudenken. „Es hat was gegolten, wenn er was gesagt hat“, weiß Bitzer. Am liebsten sei er mit der Jugend zusammen gewesen. Auch den Taufkirchener und Inninger Kirchenchor verstärkte Reitzle mit seinem Bassbariton, ebenso den Meisterchor von Konrad Weiher oder eins der vielen Ensembles von Liedertafel-Leiter Christian Rott: „Wenn er gebraucht wurde, war er immer da.“ Auch jedem Nachbarn habe er immer geholfen, wenn dieser darum bat. „Nein hat der Richard nie gesagt“, sagt die Nachbarin.

In seiner Freizeit radelte der Frühaufsteher gerne, jeden Tag gut 50 Kilometer mit seinem alten 3-Gang-Fahrrad, das schon 60 000 Kilometer auf dem Sattel hatte. Oft sah man an ihn auf dem Vilstalradweg oder über die Dörfer fahren. Er hat sich gerne mit den Bauern unterhalten und nach dem Rechten gesehen. „Einmal im Jahr packte er seine sieben Sachen und ist für ein paar Tage abgehauen“, verrät Bitzer weiter. Dann sei er am liebsten in die ehemaligen ostdeutschen Regionen gefahren, um dort die Felder zu begutachten, denn er war „Landwirt mit Leib und Seele“, kraxelte sogar nochmal kurz vor seinem Tod auf seinen geliebten Schlepper. Ohne ihn ist Taufkirchen um ein großes Stück ärmer, da sind sich viele einig.

Quelle: Birgit Lang, Münchner Merkur, online, 30.06.2020

 

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